Mägdesprunger Kunstguss

1646 wurde die "Eisenhütte unterm Mägdesprung" von Fürst "Friedrich von Anhalt-Bernburg-Harzgerode" gegründet. 1765 übernahm Fürst "Fiedrich Albrecht von Analt-Bernburg" die Regierung und verlegte seine Residenz nach Ballenstedt. Von hier nahm er direkt Einfluss auf die Tätigkei der Hütte. Was zu ihrem Aufschwung führte. Damals entstand die noch heute erkennbare Ausdehnung von rund 5 km enlang der Selke.
Sein Sohn, Fürst "Alexius Friedrich Christian" übernahm 1796 die Regierung. 1806 erhielt er die Herzogwürde und die Hütte erhielt den Namen "Herzogliche Eisenhütte Mägdesprung". Der Herzog stellte auch Hüttenbeamte, wie den späteren Oberberg-
rat "Johann Friedrich Schlüter", ein. Zu ehren seines Vater ließ er 1812 den Obelisk errichten. Die Obelisknadel wurde 1976 wegen schwerer Schäden abgerissen und nur der Sockel blieb stehen. Im Jahr 2012 konnte eine Kopie neu auf dem halb-
runden Areal unter dem Bahnhof aufgebaut werden.

der originale Sockel
Schlüter wurde 1820 von Johann Ludwig Carl Zincken abgelöst. Die Arbeit Schlüters und von Zincken war die Voraussetzung, dass 1821 mit dem Kunstguss begonnen werden konnte. Die Qualität der gesamten Gussprodukte konnte 1823, durch die Errichtung des Kupolofen ganz entscheident gesteigert werden.

Carl Andreas Bischof
Bild:Wikipedia


Bild a. d. Ausstellung im Schloss Harzgerode
"Carl Andreas Bischof" kam 1844 als neuer Hüttenmeister nach Mägdesprung. Er wurde 1848 der Nachfolger von Zincken als Direktor. Der Schwerpunkt der Produktion war da-
mals der Maschinenbau.
1843 wurde der Modelleur "Johann Heinrich Kureck" eingestellt. Mit ihm stieg die künst-
lerische Qualität des Kunstgusses. Die große Blütezeit kam dann ab 1860 als Kureck die Tierplastiken, wie etwa diverse Hirschdarstellungen oder auch die Figuren aus "Reineke-Fuchs", schuf.

Hirsch zwei Hunde abwehrend
J. H. Kureck Bild:a. d. Ausstell.

der siegende Hirsch
J. H. Kureck Bild:a. d. Ausstell.
"Johann Heinrich Kureck" (18.3.1821 in Sayn geb. u. am 26.12.1889 in Kronberg gest.) war der Sohn von J. A. Kureck, Modelleur an der Preußischen Eisenhütte Sayn und seine Mutter "Henriette Wilhel-
mine, die Tochter vom ersten Modelleur der Hütte, Heinrich Zumpft. Er hat also die Grundlagen der Modellierkunst schon mit der Muttermilch eingesogen und dann bei beiden praktisch erlernt. In Mägdesprung entwickelte er sie dann zur Perfektion. Er ging sogar zu Tierstudien in den Wald. Daher zeigten seine Tierplastiken eine natürliche Darstellung. Zur künstlerischen Darstellung kam auch eine Vielfalt an Mate-
rialien, die er verwendete - Eisen-, Zink- und Bronzeguss. Dazu dann noch verschiedene Oberflächenveredlungen wie zum Beispiel galvanisieren, bronzieren oder auch brünie-
ren.

Fabeltiere "Kater Hinze vor Reineke Fuchs"
J. H. Kureck Bild:a. d. Ausstell.
Die 5 Plastiken von "Kureck" zu Reineke Fuchs" entstanden nach den Bildern von "Wilhelm von Kaulbach . Er bekam vom Verleger "Georg von Cotta" den Auftrag die Version von "Johann Wolfgang von Goethe" zu illustrieren. Es entstanden 36 Bilder und mehrere Vignette dazu die dann von "Rudolf Rahn" und "Adrian Schleich" in Stahl ge-
stochen wurden. Die Plastiken, in Zinkguss ausgeführt, sind mit "Kureck" und der Musternummer gekennzeichnet. Im Dezember 2014 war es nach 150 Jahren erstmals möglich, diese 5 Plastiken in einer Ausstellung zu zeigen. Sie fand im Kaminzimmer des Schlosses in Harzgerode statt.
Da erst mit der Reichsgründung von 1871 der Marken- und Musterschutz eingeführt wurde, konnten bis dahin auch Werke anderer Künstler nachgeossen werden. Die Signatur der Eisenhütte Mägdesprung war der Obelisk im Oval.

Bild:a. d. Ausstell.

Katalogseite Bild:a. d. Ausstell.
"Johann Heinrich Kureck" erhielt diverse Ehrungen. Er wurde "Hofkunstmodelleur", erhielt Orden und auf der Akademie-Aus-
stellung in Berlin erhielt er die Auszeich-
nung "Akademie Künstler". Sein ausgestell-
tes Werk, ein Hirsch in Zinkguss, heute noch in Mägdesprung zu sehen, wird bis heute "Akademie-Hirsch" genannt. Die weiteren Plastiken, die in Mägdesprung zu sehen sind, stammen eben so von "Kureck". Seine Plastiken entstanden zum Teil als Kaminstücke und wurden dann erst als Großplastik nachgestaltet. Verschiedene Stücke sind heute, außer in Mägdesprung, auch in anderen Städten zu sehen. Zum Bespiel in Friedrichsruh bei Hamburg oder Mölkau bei Leipzig. Den Hirsch in Alexisbad unterscheidet nur das schächere Geweih von dem in Mägdesprung.

"Besiegter Hirsch"
Zinkguss Standort Mägdesprung (u. Mölkau)
Nach der Reichsgründung war eine Verbesserung des Lebens breiterer Volksschichten erkennbar. Es kamen verschiedene Kunstgusserzeugnisse, wie Lampen, Möbel usw. in Mode. Der Mägdesprunger Kunstguss bekam auf Ausstellungen viele Auszeichnungen und Diplome. "Kureck" schied 1884 aus dem Werk aus. Sein Nachfolger, "Wilhelm Elster" (1840-1912), hatte bei ihm gelernt. Er übernahm eine Modellwerkstatt mit 25 Modelleuren und Ziseleuren.
Nach dessen Ausscheiden, 1905, übernahm sein Sohn, "Wilhelm Elster jun. die Modell-
werkstatt. In dieser Zeit, um die Jahrhundertwende setzte sich auch im mägdesprunger Kunstguss der "Jugendstil" durch. Der Kunstguss in Mägdesprung endete mit dem Tod von Wilhelm Elster jun. im Jahr 1916.
Nach dem ersten Weltkrieg wurde die Familie "Horn" neuer Eigentümer der Hütte. Mit zwei neuen Kupolöfen wurden überwiegend Bauteile für Maschinen gegossen. Neben wirtschaftlichen hatte "Dr. Max Horn" auch Probleme mit dem Nazi-Regime. Er wählte am 5. Mai 1937 den Feitod. Sein Sohn "Carl Horn" wurde Alleineigentümer.
Nach dem 2. Weltkrieg ging die Produktion mit Gasgeräten, Herden und Halbfabrikaten aus Grauguss weiter. Nach dem der Betrieb 1959 halbstaatlich wurde, ging er 1972 ganz in "Volkseigentum" über. Kurze Zeit später verstarb "Carl Horn". Er hatte aber verfügt, dass seine Sammlung des Mägdesprunger Kunstgusses nur als Ganzes an ein Museum ver-
äußert werden darf. Die Sammlung ging an das "Schloss Allstedt".
1990 bekam die Familie "Horn" die Hütte rückübertragen. Im bescheidenen Maße wurden Gas- und Kochgeräte hergestellt. Der Sondermaschinen- und Werkzeugbau in der "Neuen Maschinenfabrik" endete 1991. 2002 pachtete die Stadt Harzgerode dieses architektonisch wertvolle Gebäude und es entstand das Museum "Carlswerk".
Durch Eigentümerwechsel und deren Desinteresse verfällt der Rest der ehemaligen "Mägdespruner Eisenhütte" bis fast zur Unkenntlichkeit. Der kleine "Eisenhüttenverein Mägdesprung Carl Bischof e. V." ist machtlos und das Kultusministerium sieht tatenlos zu wie historisch wertvolle Industriegeschicht verfällt.
Vom 14. November 2014 bis zum 3. Januar 2015 fand die Ausstellung über den Mägdesprunger Kunstguss im Schloss Harzgerode statt. Dazu gab es zwei Informationsblätter. Diese habe ich genutzt, um auf diesen Wege ein Stück harzer Industrie- und Kunstgeschichte bekannt zu machen. Die Ausstellung wurde durchgeführt vom "Eisenhüttenverein Mägdesprung Carl Bischof e. V." .
und vom "Heimat- und Kulturbund Harzgerode e. V." (Lindenstr.23 06493 Harzgerode Telef.: 039484 40686)